Was ist eine Philosophische Praxis?
1981 gründete Gerd Achenbach in Bergisch Gladbach die weltweit erste Philosophische Praxis. Inzwischen gibt es Philosophische Praxen weltweit, im deutschen Sprachraum einige Hundert.
Und seit 2014 gibt es einen Universitätslehrgang „Philosophische Praxis“ an der Universität Wien. Philosophische PraktikerInnen beraten und begleiten Menschen, Institutionen, Organisationen, Verbände und Unternehmen.
Wer kommt als Gast in eine Philosophische Praxis?
Menschen, die in Lebenskrisen stecken oder vor schwierigen Entscheidungen stehen,
Menschen, die ein besseres Verständnis ihrer Probleme und Konflikte suchen,
Menschen, die an der Welt, in der sie leben, leiden, sich gescheitert oder unglücklich fühlen,
Menschen, die sich fragen: Was ist wesentlich? Worauf kommt es letztlich an?
Menschen, die bei einem für sie wichtigen Thema alleine nicht weiterkommen,
Menschen, die an ihrem Selbstverständnis und Lebensentwurf arbeiten,
Menschen, die sich auf das Abenteuer der Selbstbegegnung einlassen wollen.
Was tue ich als Philosophischer Praktiker?
Zunächst einmal höre ich aufmerksam und empathisch zu, was ein Gast zu erzählen hat.
Ich gebe einen Resonanzraum, in dem der Gast sich selbst, seine Erfahrungen und seine Lebensgeschichte besser zu verstehen vermag. Zugleich möchte ich den Gast so umfassend und einfühlsam wie möglich verstehen – ein Prozess, der einige Behutsamkeit erfordert.
Bilder, Begriffe, Kategorien und Symbole, die in der Erzählung des Gastes bedeutsam sind, werden gemeinsam reflektiert. Alternative Beschreibungsweisen kommen zur Sprache. Andere Perspektiven, andere Belichtungen, andere Gewichtungen werden möglich.
Verschiedenen Problem- bzw. Konfliktkonstellationen liegen ungelöste Themen der Zeit bzw. allgemeinmenschliche Themen zugrunde: z.B. Schicksal, Zufall, Charakter, Seele, Heimat, Ehre, Ehrfurcht, Demut, Würde, Opfer, Schuld, Vergebung, Sünde, Laster, Tugend, Alter, Endlichkeit, Leid, Sterben und Tod, Trauer und Trost, Liebe, Treue, Leidenschaft, Gefühle, Versöhnung, Sinnleere und Sinngebung, das Gute, das Böse, Angst, Sorge, Freiheit, Verantwortung, Identität, Vertrauen, Glück und Unglück. Mit diesen Themen verbunden sind widerstreitende Werte, Haltungen und Grundsätze, zwischen denen es abzuwägen gilt. Dabei eröffnet das gemeinsame Nachdenken über die Themen, um die es dem Gast geht, neue Verständnismöglichkeiten.
Dieses gemeinsame Nachdenken ist ein Mitdenken, oft auch ein Weiterdenken, wenn der Gast nicht mehr weiterweiß, seine Gedanken sich im Kreis bewegen oder in eine Sackgasse geraten sind. Manchmal hilft es auch weiter, gegen den Strich zu denken; Provokation, Witz, Gedankenexperimente, Irritation, Lachen können zu plötzlicher Selbsterkenntnis führen.
Aus dem großen Erfahrungsschatz der Philosophie (von Sokrates bis Nietzsche – oder auf Freiburg bezogen: von Husserl und Heidegger bis zu Guzzoni und Marten), der Literatur, des Films – Dichter und andere Kunstschaffende loten in vielen Fällen besonders sensibel aus, wie Probleme entstehen und wie Menschen mit ihnen umgehen – können Gedanken und Einsichten für das Nachdenken über das eigene Leben fruchtbar gemacht werden.
Philosophische Praxis versteht sich vor allem als Begleitung auf dem Weg, den der Gast geht.
Ähnlich wie in der Seelsorge oder Psychotherapie entwickelt sich jedes Gespräch auf ganz eigene Weise. Aus den Fragen, Problemen und Beweggründen, mit denen ein Gast in die Philosophische Praxis kommt, ergeben sich immer andere Ansatzpunkte, Ideen, Denkbewegungen.
Ein erster Besuch in meiner Philosophischen Praxis
Bei einem ersten Termin werden neben der Ausgangslage und den Zielsetzungen der Rhythmus der weiteren Treffen und die (flexible) Höhe des Honorars besprochen. In der Regel finden die Termine im Praxisraum in der Habsburgerstraße 59 (Ecke Hauptstraße) statt. Gerne arbeite ich auf persönliche Empfehlung.
Ein paar Zitate zum Auftakt
„Wir haben umzulernen, – um endlich, vielleicht sehr spät, noch mehr zu erreichen: umzufühlen.“
Friedrich Nietzsche
„Zuhören ist die Seele des Gesprächs. Es ist die Tugend, für die ein eigenes Wort wünschenswert wäre. Ich würde sie ‚Eingelassenheit‘ nennen.“
Gerd Achenbach
„Gebildet ist, wen es interessiert, wie die Welt aus anderen Augen aussieht, und wer gelernt hat, das eigene Blickfeld auf diese Weise zu erweitern.“
Robert Spaemann
„Menschen werden von Gesinnungen beherrscht, den geteilten landläufigen Meinungen. Menschen leiden unter den Gesinnungen, die sie übernommen haben, aber nicht verstehen; einem Gespinst von Wertungen, Erwartungen, übernommenen Anschauungen, sind zerrissen zwischen verschiedenen Ansprüchen. Dem gegenüber ist es wichtig, die Kunst der Zurückhaltung zu üben, sich des Urteils zu enthalten.“
Gerd Achenbach
„Gewinne einen kleinen Aufschub von dir selbst.“
Epiktet
„Die meisten Menschen sind subjektiv gegenüber sich selbst und objektiv gegenüber allen andern, furchtbar objektiv zuweilen – ach, die Aufgabe ist gerade, objektiv gegenüber sich selbst zu sein und subjektiv gegenüber allen andern.“
Sören Kierkegaard
„Rat ist minder Antwort auf eine Frage als ein Vorschlag, die Fortsetzung einer (eben sich abrollenden) Geschichte angehend. Um ihn einzuholen, müsste man sie zuvörderst einmal erzählen können. (Ganz abgesehen davon, dass ein Mensch einem Rat sich nur so weit öffnet, als er seine Lage zu Wort kommen lässt.) Rat, in den Stoff des gelebten Lebens eingewebt, ist Weisheit.“
Walter Benjamin
„Echte philosophische Probleme haben ihre Wurzeln immer in drängenden Problemen außerhalb der Philosophie“.
Karl Popper
„Welt und Seelenleben sind voller Widersprüche. Philosophieren bedeutet, ein Sensorium für Widersprüche zu entwickeln, nicht um sie gleich auszuräumen oder zu versöhnen, sondern um zu prüfen, ob sie sich nicht fruchtbar machen ließen.“
Gerd Achenbach
„Philosophie ist nicht die Lehre einer abstrakten Theorie, noch weniger die Auslegung von Texten, sondern eine Lebenskunst, eine konkrete Haltung, ein Lebensstil. Sie verändert das ganze Leben.“
Pierre Hadot
Zur Person
Lukas Trabert, Jahrgang 1961, aufgewachsen in Königstein, Frankfurt, Ottawa und Siegen. Abitur 1980. Zivildienst auf einer neurologisch-psychiatrischen Station. Studium der Philosophie, Germanistik und Sinologie in Siegen und seit 1984 in Freiburg. Auslandsstudien in Taipeh und Boston.
Seit 1995 als Lektor (Sachbuch) und von 2001 bis 2020 als Verlagsleiter (philosophischer Fachverlag Karl Alber) im Verlag Herder tätig. 2015-2017 dreijährige Ausbildung zum Philosophischen Praktiker bei Gerd Achenbach. Mitglied in der Internationalen Gesellschaft für Philosophische Praxis (IGPP) und in der Deutschen Gesellschaft für Philosophie.
Herausgeber zweier Bücher: „Philosophischer Wegweiser“ (2010) und Rainer Marten: „Nachdenken über uns. Philosophische Texte“ (2018).
Seit 2005 verheiratet, ein Sohn. Freie Zeit verbringe ich mit Reisen, Filme anschauen, Lesen, Wandern, Fußball und Schach.
Kontakt
Lukas Trabert
Habsburgerstraße 59
(Eingang von der Hauptstraße, in der Einfahrt, dritte Klingel von unten, linke Seite)
79104 Freiburg
Impressum
Philosophische Praxis
Lukas Trabert
Habsburgerstraße 59
D-79104 Freiburg
Tel.: +49(0)176 44548853
E-Mail:
praxis@lukas-trabert.de
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Quelle: eRecht24